Katholisches Pfarrdorf im Kreise Mainz, hat in 235 bewohnten Häusern 1061 Einwohner, darunter sind 1024 Katholiken, 5 Evangelische und 32 Israeliten. Im Jahre 1815 betrug die Einwohnerzahl 615.
Verwaltung. Das Dorf bildet eine Bürgermeisterei, ist Sitz eines katholischen Pfarramtes, gehört zum Amtsgericht Nieder-Olm und zum Steuerkommissariat Mainz II. Bezirkskasse und Post in Nieder-Olm.
Kirche und Schule. Die katholische Pfarrei mit der Kirche zum heiligen Laurentius mit 3 Altären liegt im Dekanat Nieder-Olm. Am Rosenkranzfeste findet Wallfahrt statt. Die Evangelischen sind zur Pfarrei Harxheim, Dekanat Oppenheim, eingepfarrt. – Die Schule zählt 161 Kinder, hat 3 Klassen und 3 katholische Lehrer. Es besteht eine Kleinkinder-Anstalt, geleitet von Schwestern der göttlichen Vorsehung.
Gesundheitspflege. Die häusliche Krankenpflege wird von Schwestern der göttlichen Vorsehung besorgt. Das Schwesternhaus ist Eigentum der katholischen Kirche.
Denkmal. Zur Erinnerung an den Feldzug 1870-71 wurde vor der Kirche ein Kriegerdenkmal aufgestellt mit der Inschrift: „Gott beschütze uns am Tage des Kampfes (Psalm 139)“.
Gemarkung. Die Gemarkung umfaßt 998,63 Hektar (3994,52 Morgen), darunter befinden sich 891,94 ha Ackerland, 10,46 ha Wiesen, 68,68 ha Weinberge und 7,15 ha Hofreiten. In der Gemarkung, 0,4 km vom Orte entfernt, liegt der Töngeshof, welcher in 10 Häusern 66 Einwohner hat.
Geschichtliches. Ebersheim, im Wormsgau gelegen, kommt schon in den Schenkungsurkunden an das Kloster Lorsch im Jahre 764 unter dem Namen Eberolfesheim vor. Spätere Namen sind Ebririsheim (780), Evernesheim (893), Ebernesnheim (1026), Ebernsheim (1092), Ebrensheim (1184), Ebirnisheim (1263), Ebrinsheim (1303), Ebursheim (1341), Ebernheim (1404) und von da an gewöhnlich Ebersheim. Auf die Bitte des Erzbischofs Hatto I. von Mainz schenkte Kaiser Arnulf im Jahre 893 der Abtei St. Maximin in Trier nebst anderen Dörfern und Gütern auch Ebersheim. Diese Schenkung wurde im Jahre 1026 von Kaiser Konrad II. bestätigt und diese Bestätigung von Kaiser Heinrich III. im Jahre 1044 und von Kaiser Herinrich IV. im Jahre 1066 wiederholt. Dieses scheint jedoch nur von gewissen Gütern geschehen zu sein, weil das Erzstift Mainz damals schon die Hoheit über den Ort besessen und der Erzbischof Ruthard im Jahre 1092 die Vogtei über denselben an das Domstift zu Mainz übertrug, welche Ãœbertragung er 1108 wiederholte. Die Abtei St. Maximin gab inzwischen ihre Güter lehensweise hinweg, wodurch sie zuletzt dem Kloster ganz entzogen wurden. Sie wendete sich daher an Kaiser Heinrich IV., der auch am 26. März 1101 den Befahl gab, die Höfe zu Schwabenheim und Ebersheim zurüchzuerstatten. Der Pfalzgraf Godfried, der seine Kriegsleute mit diesen Gütern bgelehnt hatte, scheint dem nicht entsprochen zu haben, denn Kaiser heinrich V. befiehlt demselben im Jahre 1124 von neuem, diese Güter zurückzuerstatten. In der Bulle des Papstes Innocenz II. vom Jahre 1140, worin er dem Kloster St. Maximin alle seine Besitzungen bestätigt, wird des Dorfes Ebersheim ausdrücklich gedacht. Auch Kaiser Friedrich I. bestätigte im Jahre 1182 dem Kloster alle seine Güter zu Ebersheim und an anderen Orten. Später kamen diese Güter mit der Fautei und dem ganzen Dorfe an das Kloster St. Alban bei Mainz, welches die von Bolanden damit belehnte. Ebenso hatten die Stifte St. Stephan, Liebfrau und St. Johann zu Mainz um diese Zeit Güter zu Ebersheim, welche Philipp von Bolanden mit Steuern und Diesntleistungen gleich anderen Gütern beschwerte, aber sich im Jahre 1296 dahin verglichen hat, daß er ein für allemal 50 Pfund Heller annahm, wofür er diese Güter von allen Abgaben und Diensten frei erklärte. Auch das Kloster auf dem Jakobsberge zu Mainz hatte Güter zu Ebersheim, die Otto von Bolanden im Jahre 1316 von aller Steuer, Herberge und sonstiger Dienstbarkeit mit Einwilligung des Abtes und Konventes zu St. Alban befreite. Nach dem Tode Ottos gingen mit Einwilligung des Abtes seine Rechte auf Frau Lorette über, welche am 4. Juli 1328 dem Kloster Jakobsberg eidlich gelobte, es im Bestitze seiner Güter zu Ebersheim, welche sie von ihrem verstorbenen Gemahl als Witum (donatio propter nuptias) erhalten habe, so lange schützen zu wollen, als das genannte Kloster ihr jährlich 36 Pfund Heller entrichte. Diese Lorette von Bolanden und Ihre Söhne Phillip, Otto und Konrad verkauften am 11. November 1344 ihr Dorf Ebersheim mit Gericht und allem Zubehör an Jakob Schuhze von Sulzheim auf Wiederkauf mit Vorbehalt des Vorverkaufsrechtes für das Kloster St. Alban. Im Jahre 1367 kauften es die Brüder Philipp und Konrad von Bolanden an das Albanskloster zurück, und zwar Dorf und Fautei mit allen dazu gehörigen Rechten im Feld und der Gemarkung einschließlic des Mönchhofes, wie sie dieselben bisher vom Abt und Konvent zu St. Alban zu Lehen getragen. Nicht lange danach versetzte das Kloster sein Dorf Ebersheim an Eberhard von Scharfenstein, löste es aber im Jahre 1383 von dessen Tochtermann Friedrich von Schonenburg wieder ein und versetzte es abermals noch in demselben Jahr an Peter Denhart, Meister des Hauses St. Antoni zu Alzey. Doch sollten die Antoniter zu Alzey es an niemand anderen versetzen oder verkaufen, sondern es sollte dem Kloster St. Alban das Verkaufs- und Einlösungsrecht jederzeit zustehen. Die Antoniter behielten Ebersheim mit dem Mönschs- oder Töngeshof bis zum Jahre 1420, wo es am 14. April der Erzbischof Konrad von Mainz mit Bewilligung des eben in ein Ritterstift verwandelten St. Albanskloster einlöste. Der Kurfürst verpflichtete sich dabei, daß durch diesen Versatz des Dorfes samt Gericht und Zubehörungen die Häuser, Güter, Zehnten, Zinsen und Gefälle, die das Albansstift in dem Dorfe hatte und die den Antonitern nicht versetzt gewesen waren, demselben verbleiben sollten. Ebenso macht er sich verbindlich, daß dem Stifte die Einlösung mit 1200 gulden zu allen Zeiten vorbehalten sein solle. Es ist aber nie mehr engelöst worden und blieb deshalb von dieser Zeit beim Kurstaate Mainz bis zu dessen Auflösung. Es war dem kurfürstlichen Amte Nieder-Olm und seit 1782 dem Vizedomamt Mainz zugeteilt, verbleib aber auch dann noch bei der Amtsvogtei Nieder-Olm.
Kirchliches. Eine Kirche, und zwar eine Pfarrkirche muß schon sehr früh in Ebersheim bestanden haben. Sie gehörte dem Kloster St. Alban zu Mainz und kommt urkundlich zum erstenmale 1184 vor, in welchem Jahre Papst Lucius III. dem genannten Kloster alle seine Besitzungen und Rechte bestätigte. Dabei wird ausdrücklich die Kirche in Ebersheim mit einer Kapelle genannt. Welche Kapelle damit gemeint war, ist nicht festzustellen, vielleicht handelt es sich um eine Kapelle auf dem Mönchshofe. Erzbischof Siegfried II. von Mainz bestätigte 1213 und Erzbischof Mathias und das Domkapitel von Mainz 1341 von neuem den Bestitz der Pfarrei Ebersheim für die Abtei St. Alban. Das namlich tat auch Papst Bonifaz IX. durch eine Bulle im Jahre 1402 und bewilligte dabei, daß das Kloster die Pfarrei durch seine eigenen Mönche versehen lassen könne. Als im Jahre 1419 die Abtei St. Alban in ein Ritterstift verwandelt wurde, kam die Pfarrei Ebersheim zur Verwaltung an Weltgeistliche, das Patronatsrecht behielt jedoch das Albansstift bei und übte dasselbe bis zu seiner Aufhebung auch stets aus. Die Kirche war dem heiligen Laurentius geweiht, stand unter dem Archidikonat zu St. Viktor bei Mainz und gehörte zum Dekanat Nierstein. Später kam sie zum Olmer Landkapitel. Die jetztige Kirche wurde in den Jahren 1725-32, der Turm erst 1768 neu erbaut. Im Turme hängen 3 Glocken. Die große Glocke ist geziert mit dem Bilde des Gekreuzigten sowie mit den Bildnissen von Maria, Johannes und Maria Magdalena. Sie trägt die Inschrift: „Die Gemeinde Ebersheim ließ mich gießen von A. Hamm zu Frankenthal anno 1870.“ Die mittlere Glocke hat die Inschrift: „Konrad Gobel goß mich zu Frankfurt anno 1557.“ Ein Kreuz von Münzen umgibt den oberen Rand. Die kleine Umschrift einer der Münzen scheint zu heißen: „Hadrianus Augsutinus PP.“ Die kleinste Glocke ist geschmückt auf der einen Seite mit dem Bilde der Mutter-Gottes mit dem Jesuskinde, auf der anderen Seite mit dem Bilde des heiligen Joseph als Handwerksmann. Die Inschrift lautet: „Die Gemeine Ebersheim ließ mich gießen von A. Hamm zu Frankenthal anno 1870.“
Wappen. Das Wappen von Ebersheim war ein silberner Pfahlrost im roten Felde.
Funde. In der Gemarkung fanden sich römische Bronzen, römische Münzen und fränkisch-alemannische Gräber. Fundstücke bewahrt das Mainzer Museum.
Entnommen aus Brilmayer: Rheinhessen in Vergangenheit und Gegenwart, 1905